Das „Grüne Band“ Wandern im wilden Deutschland – Tag 12

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Ein Anruf von Zuhause, ein positiver Corona-Test und es ist klar: ich breche die Wanderung ab und fahre nach Hause. Der nächste Ort, von dem aus ich mit Regionalbahnen, ohne große Bahnhöfe, zurück komme, ist Wittingen. Ich fühle mich körperlich prima, das bekomme ich hin und anderen Menschen komme ich hier draußen sowieso nicht zu nahe.

Die Grenze verlief in diesem Bereich entlang des Flüsschens Ohre. Die Flussauen stehen in weiten Bereichen unter Schutz und ich laufe, östlich davon, auf Feld- und Waldwegen oder kleinen Gemeindeverbindungsstraßen in Richtung Norden.

An einigen, wenigen Stellen gibt es Zugänge, wie hier, an einem Beobachtungsturm bei Brome.

Das sieht schon sehr nach Wildnis aus, was man sich hier wieder entwickeln lässt.

Der Biber ist auf diesem Weg, über die Ohre, von der Elbe aus, wieder in den Drömling gekommen.

Aus der anderen Richtung ist die Wildkatze, aus dem Harz, über das „Grüne Band“ bis zum Drömling gelangt.

Mir wird hier noch einmal klar, wie wichtig es ist, große zusammenhängende Naturräume zu schaffen und zu schützen, damit Tiere und Pflanzen überleben können, um irgendwann, wenn wir Menschen klüger geworden sind, vielleicht wieder zurückzukehren. Das „Grüne Band“ ist hierfür ein hervorragendes Beispiel.

Mehrere kleine Dörfer durchquere ich, Nettgau, Gladdenstedt, Waddekath, oft noch als Rundlingsdörfer zu erkennen und gern mit einem Begegnungsplatz in der Ortsmitte, der so gestaltet ist, dass alle Generationen etwas damit anfangen können.

Für eine Trinkpause reicht es immer. Manchmal werde ich auch angesprochen: Von Kindern „bist du ein Wandersmann?“ oder “ wenn du so weit läufst, läufst du dann die Nächte durch?“ Ein alter Herr erzählt mir, dass Andreas Kieling auch schon hier gewesen wäre und eine tolle Dokumentation über den Drömling gemacht habe.

Noch einmal ein Zugang zur Ohre…

…bevor ich mir hier, mit großem Vertrauen zu meinem Reiseführer, den Weg durchs kniehohe Gras ertaste und erahne.

Völlig überraschend dann dieser Anblick. Ein Werk für alle Produkte, die aus Holzspänen gefertigt werden (z.B OSB-Platten).

Weiter geht’s durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wald, Feldern und Wiesen.

Ich sehe kaum Mais, aber unterschiedliche Getreidesorten und auch die Kornblume findet noch ein Plätzchen. Hier begegnet mir auch das erste Rehkitz dieses Jahres. Noch sehr steifbeinig und ungelenk turnt es um seine Mama herum.

Ein Windbruch in einer Kiefernmonokultur. Sturmschäden waren mir bisher in den Laub- bzw. Mischwäldern kaum aufgefallen.

Kurz hinter Haselhorst stoße ich dann wieder auf den alten Grenzverlauf und tauche in tiefste Waldeinsamkeit ein.

Auch die Lochbetonplatten, die ich schon fast ein bisschen vermisst hatte, kommen wieder zum Vorschein.

Und dann fahre ich an diesem wunderschönen Maitage wieder nach Hause. Ich tröste mich damit, dass ich mit dem Zug in nur zweieinhalb Stunden wieder hier sein kann. Hoffentlich bald geht es weiter.

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  1. Heidi sagt:

    Hey, Wandersmann,
    deine Fotos sind wieder sooooo schön.
    Die WolkenwasserOhse, die hingetupfte KornfeldWolke und sogar der Werksschornstein ist in diesem Wolkenumfeld ein tolles Bild. Irgendwie ein bisschen Marunde, nur mit ohne Tiere.
    Werde schnell wieder gesund, lieber Volker, freue mich schon auf die Fortsetzung.

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