Berlin – eine coole Stadt und ein Halbmarathon

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Seit einer Woche habe ich heute das erste Mal wieder Laufschuhe an den Füßen. Entspannt und locker laufe ich ein paar Kilometer bis zu meinem Lieblingsplatz an unserem schönen kleinen Fluss. Zu hören ist hier nur das Rauschen des Wassers und des Windes und ich bin ganz allein.

Was für ein Gegensatz zum vorletzten Sonntag.

Der Berlin-Halbmarathon ist der größte Halbmarathon Deutschlands. 40.000 Läuferinnen und Läufer aus 134 Nationen sammeln sich hier zum Start an der Siegessäule und ich bin mit dabei.

Das Ticket hatte mir meine Liebste zum Geburtstag geschenkt. Ich habe 4 Monate wacker auf dieses große Ereignis hin trainiert und jetzt soll es gleich los gehen. Die Organisation ist perfekt, die Atmosphäre großartig und Moderation und Musik (von „Conquest of paradise“ bis zum „Sirtaki“) heizen die Stimmung weiter an. Dass es jetzt wirklich los geht, wird mir aber erst so wirklich bewusst, als sich auch unser Startblock langsam auf die Startlinie zubewegt. Der Herzschlag wird noch schneller und die Wirkung von Adrenalin wird immer spürbarer.

Einer der vielen Sportograf-Fotografen (alle Bilder stammen von diesem Fotoanbieter) hat hier von der Spitze der Siegessäule aus eingefangen, wie sich das Läuferfeld in Bewegung setzt.

Jetzt führt kein Weg mehr dran vorbei, anhalten kann und will ich erst dann wieder, wenn ich alle 21 Kilometer komplett hinter mich gebracht habe.

Schon nach wenigen Kilometern ist spürbar, dass es warm ist. Um die 23 Grad sind es und so schnell, wie heute, bin ich in all den nassen und kalten Trainingswochen bisher nicht ins Schwitzen gekommen. So freue ich mich kurz nach dem Start schon auf die erste Wasserstation bei Kilometer 5.

Die Kulisse ist großartig und es gibt immer etwas zu sehen. Nach ca. 4 Kilometern erreichen wir das Charlottenburger Schloss und biegen dort nach Süden ab.

Überall stehen Menschen an den Straßen und jubeln und feiern. Kinder strecken ihre Hände zum Abklatschen aus, Transparente werden hochgehalten „Laufe für mich, ich bin ganz frisch Single!“ oder „Schweiß ist sexy“. Es gibt Rockbands und Sambagruppen und weil der Vorname auf der Startnummer steht, wird man oft namentlich angefeuert. Großartig!

Der gesamte Kurfürstendamm ist gesperrt und autofrei und so können wir „ganz entspannt“ an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche vorbei laufen und haben damit über die Hälfte der Strecke hinter uns.

Ich nutze jede der Wasserstationen, um ein paar Schlucke zu trinken und mir den Rest des Wassers über Arme und Nacken zu gießen – es ist richtig warm geworden.

Vorbei am KaDeWe bewegen wir uns Richtung Potsdamer Straße…

…und laufen bei Kilometer 15 am Potsdamer Platz vorbei. Ich merke, wie das Körpergefühl von unterschiedlichsten Faktoren abhängig ist: Musik und Jubel spornen an, leichte Steigungen werden nach dieser Distanz schon richtig anstrengend, Wasser gibt immer einen Energieschub, überholt zu werden fühlt sich gar nicht gut an und sprühende Gartensprenger beflügeln – die Frisur ist eh im Eimer!

Checkpoint-Charlie, Tausende von Menschen aus aller Herren Länder laufen über einen ehemaligen Grenzübergang! Es ist noch gar nicht lang her, da hätte man eine solche Vorstellung als absurde Spinnerei abgetan.

Parallel zur Straße „Unter den Linden“, hier mit dem „Roten Rathaus“ im Hintergrund, beschließe ich noch einmal schneller zu werden. Ich habe noch ein wenig Energie aufgespart und der Kraftaufwand bis zum Ziel wird berechenbar.

Und dann sind wir endlich auf der Straße „Unter den Linden“, laufen am berühmten Hotel Adlon vorbei…

…und haben es fast geschafft. Unter dem „Brandenburger Tor“ laufen wir hindurch und dann noch ein paar hundert Meter, damit die Halbmarathon-Distanz auch vollständig erreicht wird.

Mit einer Zeit von 2 Stunden und 47 Minuten kann ich gewiss nicht glänzen. 2 Stunden und 30 Minuten hätten es eigentlich werden sollen. Aber ich habe es geschafft, habe den Lauf genossen und eine Stadt in Feierstimmung aus einer Perspektive erleben dürfen, die nur bei so einer Veranstaltung möglich ist.

Vielen Dank Berlin, vielleicht nächstes Jahr wieder!

5 Kommentare auch kommentieren

  1. Margret Strohbach sagt:

    Tolle Eindrücke – und überall DU!

    1. Klaus Richter sagt:

      Glückwunsch!! Tolle Leistung, lieber Volker. Aber dass Du Dich mit „halben Sachen“ zufrieden gibst…Womit wirst Du uns nach Berlin und 100 km/24 rund um Hamburg demnächst überraschen? Dein Blog ist großartig; man kommt nur schwer von los, wenn man einmal eingetaucht ist. Herzliches 🙏 schön dafür.

  2. tobias-engelken.de sagt:

    Hallo Volker, klasse Blog! Und dieser Bericht macht Lust aufs Mitmachen, vielleicht ja nächstes Mal. Sag gern frühzeitig Bescheid, ob du wieder an den Start gehst. Lieben Gruß, Tobias

  3. Erich von Hofe sagt:

    Toll, dass Du das geschafft hast. Alle Achtung. Und das in Deinem Alter. Es ist wieder ein lesenswerter Block entstanden.
    Herzliche Grüße von Erich

    1. Sibylle sagt:

      Wie großartig lieber Volker, was für eine Leistung!! Schön, dass ich erst heute Deinen Blog lese , denn wir sind ja gerade in Berlin gewesen. Sofort erkannte ich den Blick des Fotografen oben von der „Goldenen Else“ wie die Berliner sagen, denn die 300 Stufen da hoch haben wir auch hinter uns gebracht. Und nun habe ich eine gute Vorstellung, warum Du so begeistert vom Marathon sprichst. Yeah, einfach stark von Dir!! 💪 Danke für’s Mitfreuen dürfen. Grüße von Manni und Sibylle

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