Natur vor der Haustür

on

In diesen Wochen scheint die Vegetation zu explodieren. Die viele Feuchtigkeit und die langsam steigenden Temperaturen regen die Pflanzenwelt zu schnellem Wachstum an.

Trotzdem ist es meist grau und verhangen und die Motivation das warme, trockene Haus zu verlassen ist nicht sehr groß. Als ich aber um 5.30 Uhr durch den Gesang der Amseln aufwache und der Himmel klar ist, muss ich raus.

Rauf aufs Fahrrad und losgeradelt in Richtung Borgfelder Wümmewiesen. Viele Wiesen stehen hier nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Tage wieder unter Wasser.

Kaum ein Mensch ist außer mir unterwegs, dafür hört man das Gequake der Enten und das Schnattern der Gänse, das Trompeten von Kranichen und ab und zu den heiseren Ruf des Graureihers.

Eine Ricke und ihre zwei Kitze vom Vorjahr liegen noch ganz entspannt im Gras und warten auf erste wärmende Sonnenstrahlen.

Von dem Radfahrer mit der Kamera lassen sie sich überhaupt nicht beunruhigen.

Ein roter Punkt und ein schwarzer Hals im wabernden Dunst machen mich stutzig. Was ist das?

Es ist tatsächlich ein schwarzer Schwan, ein Trauerschwan, beheimatet in Australien.

Im Internet finde ich heraus, dass es kleine Populationen von Vögeln, die aus der Gefangenschaft geflohen sind, in NRW und auch in den Niederlanden gibt. Und einer von ihnen hat sich jetzt offensichtlich hierher verirrt. Spannend!

Es wird langsam heller, der Morgendunst verzieht sich und der Bodenfrost ist jetzt bei meinen Zehen und bei meinen Fingerspitzen angekommen.

Es ist Zeit zum Aufwärmen nach Hause zu radeln.

Aber an der Wümmebrücke, wo der Sonnenaufgang so schön zu sehen ist, muss ich trotzdem noch stehenbleiben.

Und natürlich bei diesem Fasanenhahn, der sich bei der Morgenkühle noch nicht fürs Auffliegen entscheiden kann und so zum Fotomotiv wird.

Zwei Tage später singen um 5.30 Uhr nicht nur die Amseln, sondern auch der Mond steht noch am Himmel.

Also steige ich wieder aufs Fahrrad, um die Morgenstimmung, quasi direkt vor der Haustür, im Naturschutzgebiet „Fischerhuder Wümmewiesen“ zu erleben.

Ich höre und sehe einzelne Goldammern, Stieglitze, Schwarzkehlchen und sogar ein paar Bluthänflinge. Das gefällt mir richtig gut.

Aber nur ein paar ganz wenige Kiebitze sind mit ihren waghalsigen Flugmanövern über einer Wiese zu beobachten und nur ein Mal höre ich den wunderschönen, melodiösen Ruf des Großen Brachvogels. Die Charaktervögel unserer Wiesenlandschaften verschwinden immer mehr. Die Frühjahrsboten meiner Kindheit vermisse ich sehr.

Mit diesen Morgenstimmungen, der frischkühlen Luft und dem süßlichen Duft nach Birkenblättern verbinde ich trotz allem immer noch das Gefühl einer „heilen Welt“ voller Abenteuer und Überraschungen.

Und einem Rehbock so direkt in die Augen zu sehen ist schon etwas Tolles.

Als am Nachmittag der dunkle Himmel hinter unserem blühenden Apfelbaum ein Gewitter ankündigt, nehme ich mir vor, mit der Kamera noch einmal rauszufahren, um das vom Regen gereinigte Licht nach dem Gewitter zu nutzen.

Die Schwäne und der Reiher leuchten weiß aus dem frischen Grün

und der Fasan wirkt vor diesem Hintergrund, in dem klaren Licht, noch schmucker, als er es sowieso schon ist.

Natur vor der Haustür, die mich immer wieder begeistert.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Erich von Hofe sagt:

    Moin Volker,
    die schöne Natur vor unserer Haustür begeistert mich auch immer wieder. Auch wenn das Artensterben vor den Naturschutzgebieten nicht Halt macht, ist es doch bewunderswert, was noch alles an Artenvielfalt noch vorhanden ist. Darüben sollten wir uns freuen.
    LG Erich

  2. Gerhard Meyer sagt:

    Wieder mal die Stimmung eingefangen, tolle Motive und gar nicht weit weg von zuhause. Früh aufstehen lohnt sich.
    Gerhard Meyer

Kommentar verfassen