Durch alte Moordörfer, Wiesen und hier über die Rummeldeisbeek, fahren wir von Worpswede heute in Richtung Gnarrenburg.
Wir erfahren, daß es sehr unterschiedliche Wege gegeben hat das Moor für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Die ersten Siedler, seit etwa 1750, haben die erste obere Moorschicht abgebrannt und dann Buchweizen in die warme Asche gesät. Buchweizen stellte zu 80% die karge Ernährung der ersten Moorbauern sicher. Bei dieser Ernährung und der harten Arbeit lag die Lebenserwartung denn auch meist nur bei 35 bis 40 Jahren.
Später hat man dann mit Tiefpflügen (bis zu 2,5 Metern und mehr) versucht die unterste mineralhaltige Bodenschicht zur Bodenverbesserung an die Oberfläche zu holen. Meist hielt der Nutzen aber nur wenige Jahre an, bis die wenigen Inhaltsstoffe verbraucht waren. Aus heutiger Sicht ist hierbei besonders problematisch, dass die wasserundurchlässige Ortssteinschicht zerstört wurde, so daß in diesen Bereichen an Wiedervernässung gar nicht zu denken ist.
Spannend an dieser Stelle noch, daß sich wegen der ätzenden und beißenden Rauchschwaden, die beim Abbrennen der Moorflächen entstanden und die bis nach Bremen zogen, bereits Ende des 19. Jahrhunderts in der Stadt eine erste Umweltschutzinitiative,“ Gegen das Moorbrennen“, gebildet hat.
Wir machen Rast an der schön hergerichteten „Kreuzkuhle“, einem Torfkahnhafen mit einem interessanten Moorlehrpfad, auf dem man sehr pointiert über das Moor, seine Geschichte und seine Bedeutung informiert wird.
Dazu gehört natürlich Jürgen Christian Findorff, der Moorkommissar, der seit 1753 mit großem Einsatz die Moorkolonisation betrieben hat…
…und dann schließlich, diese Tafel, die für mich die zentrale Aussage der ganzen Exkursion beinhaltet: Zu sehen ist das Teufelsmoor und in roten und hellgrünen Farben dargestellt, die Flächen auf denen das Moor trockengelegt worden ist, wo Torf mit Sauerstoff in Berührung kommt, verwittert und dabei das klimaschädliche CO2 freisetzt. Für den Landkreis Osterholz-Scharmbeck sind das jährlich ungeheure 600.000 Tonnen.
Dem kann man nur begegnen, indem man die Flächen wiedervernässt und damit verhindert, daß Luft an den Torf gelangt.
Großartig ist es, wenn es gelingt dort Torfmoose wieder anzusiedeln und zum Wachsen zu bringen. Dann beginnen sie auch wieder CO2 aus der Luft zu binden und dauerhaft zu konservieren. In Ansätzen gelingt dies auf der dunkelgrünen Fläche im oberen Teil der Karte, dem Günnemoor.
Weiter geht es jetzt auf einem schönen Fahrradweg, entlang dem Hamme-Oste-Kanal, auf dem früher der Torf für die Gnarrenburger Glasproduktion transportiert wurde.
Wir erreichen schließlich den Moorerlebnispfad am Huvenhoopsmoor bei Augustendorf. Sehr anschaulich wird hier gezeigt…
Glücklicherweise beginnt sich die Haltung des Menschen gegenüber dem Moor langsam zum Positiven hin zu verändern. Es ist noch gar nicht lange her, da galt das Moor als unnütz, zu nichts zu gebrauchen, schlimmstenfalls als Müllkippe. Noch in den 70er Jahren wurde vom damaligen Verteidigungsminister erwogen das Breddorfer Moor zum Übungsgebiet der Nato für Bombenabwürfe zu nutzen. Eine örtliche Initiative konnte aber in 3 Tagen 120.000 Unterschriften sammeln und so das Vorhaben stoppen.
Heute begreifen wir das Moor immer mehr als wertvollen Naturraum, Rückzugsgebiet für seltene Tiere und Pflanzen, als Erholungsraum für Menschen und vor allem als überlebenswichtigen Wasser- und Kohlenstoffspeicher.
So interessant!
Vielleicht könnten wir ja mal im teufelsmoor wandern, Volker?