Im Teufelsmoor – Ein Bildungsurlaub mit dem Fahrrad, Tag 1

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Die Heinrich-Böll-Stiftung aus Bremen hatte einen Bildungsurlaub mit dem Titel „Das Teufelsmoor – Biodiversitätshotspot und Kohlenstoffspeicher“ angeboten. Ein spannendes Thema und direkt vor der Haustür.

Und so stehen Angela, Erich aus unserer Klimaschutzinitiative und ich am Morgen des 21.6.2022 mit ca. 20 weiteren Teilnehmern und unseren beiden Exkursionsleitern am Treffpunkt Hauptbahnhof Bremen.

An diesem ersten Tag wollen wir dem Weg des Torfs, der im 18. und 19. Jahrhundert der wichtigste Brennstoff für die Stadt Bremen war, quasi rückwärts ins Teufelsmoor folgen.

Wir starten am Torfhafen in Findorff, dem ehemals wichtigsten Verladepunkt für Torf aus dem Moor. 30.000 Torfkahnladungen (jeweils ca. 6 Kubikmeter) wurden hier pro Jahr von „Jan vom Moor“, wie die Torfbauern verächtlich von den Bremern genannt wurden, angelandet. 58 Millionen Kubikmeter Torf sind von 1750 bis ins beginnende 20.Jahrhundert hinein im Teufelsmoor, per Handstich, abgebaut und auch ohne Hilfe von Maschinen hierher transportiert worden. Eine kaum vorstellbare menschliche Leistung, aber auch ein ungeheurer Raubbau an der Natur.

700 m lang soll der Hafen damals gewesen sein, mit einer genauso langen Kneipenmeile und wohl mit Szenerien, wie man sie aus alten Hans-Albers-Filmen aus St. Pauli kennt.

Weiter geht es dann entlang dem Torfkanal und der Alten Semkenfahrt zum Hof Bavendamm. Hier, im Bremer Vorland, wurde das Moor bereits im 13. und 14. Jahrhundert trockengelegt und besiedelt und typisch ist hier, daß die Höfe auf Warften stehen, wie man sie von den Halligen her kennt.

So auch dieser Hof, der bereits seit 1989 erfolgreich mit dem BUND zusammenarbeitet.

Auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen finden sich heute wieder 75 Tier- und Pflanzenarten, die bei uns auf der Roten Liste stehen (aktuell gibt es hierzu eine sehenswerte Ausstellung von Bremer Tierfotografen). Lecker Kaffee und Kuchen gibt es auch noch. Ein offensichtlich gut funktionierendes Konzept.

Wir fahren dann an den Wümmedeich und erreichen die denkmalgeschützten Reste des alten Schöpfwerks Wasserhorst.

Wie hier zu erkennen (roter Punkt oben in der Mitte), lag das Schöpfwerk direkt an der Lesum, so dass das Wasser aus den Feuchtgebieten in den Fluß abgeleitet werden konnte. Allerdings nur dann, wenn die tideabhängige Lesum Niedrigwasser hatte und wenn Wind wehte, mit denen man die Pumpen antreiben konnte. Man war also sehr von den äußeren Gegebenheiten abhängig.

Das änderte sich massiv mit dem Einsatz von Dampfmachinen und später Elektrizität. Die äußeren Bedingungen spielten keine Rolle mehr und es konnte in großem Umfang entwässert und trockengelegt werden.

Wir überqueren die Wümme bei Ritterhude und können am Ufer gut erkenn, daß wir gerade abfließendes Wasser, also Ebbe haben.

Wir landen dann, nicht weit von Höftdeich, bei dieser alten Kirche, „St. Georg im Land der Gräser“. Das Besondere hier ist, dass in die Schutzmauer, die die Kirche umgibt, eiserne Ringe eingelassen wurden. Weil die Wiesen hier im Winterhalbjahr oft unter Wasser standen, war die Kirche nur mit Booten erreichbar, die dann an den Ringen vertäut wurden.

Kurz vor Osterholz-Scharmbeck, bei Tietjens Hütte, biegen wir auf diesen schönen Radweg ab, der uns auf dem Sommerdeich direkt an der Hamme entlang bis nach Waakhausen führt.

Wir haben Glück und begegnen sogar einem Torfkahn, der hier viel und gern für Ausflugsfahrten genutzt wird.

Nach einem kurzen Abstecher über die „Brücke mit dem Knick“ erreichen wir in Waakhausen das „Land of Green“, den ehemaligen Zeltplatz des Deutschen Kanuverbands.

Ein neuer Betreiber bietet hier mit Bootsverleih, Tiny-Houses und Baumhäusern eine naturnahe Form von Tourismus.

Schön zu sehen, dass hier jemand richtig kreativ war, um in dieser Region naturverträglich Einkommen zu erzielen und Arbeitsplätze zu schaffen. Das begegnet uns in den nächsten Tagen als Problematik, aber auch als Chance immer wieder.

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  1. Kerstina Feldvoss sagt:

    Hallo Volker, erst jetzt hatte ich Zeit auf deiner Seite zu stöbern. Es ist so schön, die Woche noch einmal Revue passieren zu lassen. Und du hast unsere gemeinsamen Erlebnisse so liebevoll und übersichtlich zusammen gestellt. Ganz herzlichen dank dafür und viele Grüße (auch an Angela) von Kerstina

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