Das „Grüne Band“ – Wandern im wilden Deutschland – Tag 2

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Nachdem ich gestern in Walkenried keine Unterkunft mehr gefunden habe, muss ich heute morgen zunächst 6 km laufen, bevor ich, aus Bad Sachsa kommend, wieder ans Grüne Band anschließen kann. Nachdem mich die örtliche Beschilderung in die Irre geleitet hat, frage ich einen alten Herrn nach dem Weg. Natürlich kann er mir helfen und, nachdem ich ihm von meiner Wanderung auf dem Grenzstreifen berichte, erzählt er mir mit sichtlichem Stolz, wie er mit seinen Kollegen vom Bauhof zusammen den Übergang von vielen, vielen DDR-Besuchern, unmittelbar nach Grenzöffnung, so organisiert hat, dass es zu keinen Problemen zwischen Autofahrern und Fußgängern kommen konnte. Ich bin erfreut über das nette Gespräch, über den Kontakt zu einem „Zeitzeugen“ und überhaupt über ein Gespräch, weil mir auf dem Kolonnenweg, trotz Urlaubssaison, niemand begegnet.

Stairway to heaven?
Mein erster alter Grenzübergang auf dieser Wanderung.
Mein Rucksack steht an einem Grenzstein und vor einer Rotbuche, die den Grenzverlauf markieren. In jedem Jahr findet hier zur Erinnerung ein Rotbuchenfest statt.
Ich verlasse jetzt das eher flache Harzvorland, nachdem ich über den Ackerflächen Turmfalken und Rotmilane, in den Hecken Stieglitze und Goldammern und auf dem Stoppelfeld in aller Ruhe einen Fuchs beim Mäusefang beobachtet habe.
Der Kolonnenweg hat oft mehr Löcher als Beton…
…beginnt manchmal zuzuwachsen…
oder wird als Arbeitsweg für schwere Forstmaschinen genutzt.
Einmal gerate ich auf einen Nebenweg, wo der Weg nicht mehr sichtbar, sondern nur noch tastbar ist. Als ich mich in ernster Sorge schon frage, was wohl zu tun ist, wenn der Weg plötzlich im Unterholz verschwindet…
… begegnet mir dieser Feuersalamander. Ein Zeichen?!? Jedenfalls bin ich 100 Meter weiter wieder auf dem Hauptweg, die Wolken brechen auf und die Sonne scheint!!!
Langsam geht es höher in den Harz hinauf.
Ich erreiche den Dreiländerstein, an dem Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sich treffen.
Auf dem letzten Abschnitt bis zu meinem heutigen Tagesziel Hohegeiß laufe ich über Kilometer an abgeholzten Fichten vorbei. Klimawandel, Dürre und letztlich der Borkenkäfer haben ihre Spuren hinterlassen.
Völlig unerwartet gelingt es mir nur sehr schwer und erst nach 2km Fussmarsch ein geöffnetes Speiselokal zu finden(allerdings mit diesem Ausblick). Der Inhaber meiner Übernachtungspension berichtet mir, dass von ursprünglich einmal 40 Gaststätten und Restaurants so gut wie nichts übrig geblieben ist.  Die schneearmen Winter, das Sterben der Wälder und letztlich Corona haben die Region hart getroffen.

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