Im Teufelsmoor – ein Bildungsurlaub mit dem Fahrrad, Tag 4

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Nachdem wir uns, wie jeden Morgen, im örtlichen Bioladen mit Brötchen, Obst usw. für unser Mittagspicknick eingedeckt haben, starten wir direkt zu einem Gespräch mit einem Landwirt aus der Region.

Wir bestaunen seinen liebevoll restaurierten Oldtimer-Traktor und hören dann von seinen Bemühungen ökologisch und vor allem klimagerecht zu wirtschaften. Er führt bereits einen Biolandhof mit Mutterkuhhaltung. Seine Wiesen mäht er, nach den Vorgaben des Naturschutzes, erst, wenn die Brutzeit der Wiesenbrüter vorbei ist. Er experimentiert mit anderen Landwirten zusammen daran das, dann nährstoffarme, Altheu, das sich als Viehfutter nicht mehr eignet, auf anderen Wegen zu vermarkten.

Getrocknet und zu Pellets gepreßt könnte es beispielsweise als Grundstoff für Lebensmittelverpackungen z.B. Eierpappen genutzt werden. Dazu bräuchte man Verarbeitungsbetriebe direkt vor Ort, um Transportkosten zu vermeiden. Auch über sogenannte „Paludi-Kultur“ wird nachgedacht, also Anbau von Pflanzen, die nasse Böden benötigen, wie z.B. Rohrkolben, aus denen man dann natürliche Dämmstoffe herstellen könnte. Dieser Landwirt und viele seiner Kollegen hier in der Region sind gewillt klimafreundlich und damit zukunftsweisend zu arbeiten. Den Hof auch in der nächsten, hier der 27.Generation, für Hoferben attraktiv zu machen, kann aber nur gelingen, wenn hier rentabel gewirtschaftet werden kann.

Von einem Vertreter des Tourismusverbandes, der mit seinem Lastenrad zu uns stößt, erfahren wir, daß die Region mit Angeboten wie Fahrrad- und Wanderwegen in den naturnahen Moorgebieten, Ferienwohnungen in ländlicher Umgebung und dem Angebot frischer regionaler Lebensmittel bereits ein gutes Potenzial für naturverträglichen Tourismus vorzuweisen hat. Die Entwicklung innovativer Projekte gestaltet sich wegen der notwendigen Einbeziehung unterschiedlichster Interessengruppen aber oft schwierig.

Wir diskutieren die Möglichkeit das Teufelsmoor auch oder sogar vorrangig als Pilotprojekt für den Klimaschutz zu bewerben. Nicht nur die Wiederherstellung von Naturräumen, sondern auch kluge Ideen Klimaschutz als Wirtschaftsfaktor zu nutzen könnten für viele Menschen von großem Interesse sein.

Schließlich schauen wir uns noch, von diesem schönen Wanderweg aus, die größte wiedervernässte Fläche des Gebietes, das „Günnemoor“ an. Verbunden mit heftigen Auseinandersetzungen zwischen Torfindustie und Naturschutz wurden auf den ehemaligen Torfabbauflächen, teilweise schon vor über 20 Jahren, Flächen unter Wasser gesetzt, auf denen sich Torfmoose ansiedelten und sich wieder lebendige Hochmoorflächen bildeten.  

Offene Wasserflächen gibt es kaum noch…

…und vom Weg aus kann man gut erkenn, wie das Torfmoos wächst und sich auch hochmoortypisches Wollgras ansiedelt.

Und dann begegnet er uns doch noch, der Teufel, obwohl er mit dem Namen des Teufelsmoores gar nichts zu tun hat. Der Begriff Teufelsmoor leitet sich ab vom niederdeutschen doofes (taubes, also unfruchtbares) Moor.

Zum Abschluß des Tages besuchen wir dann noch den Diedrichshof, ein Veranstaltungs- und Tagungshaus  in Worpswede. Wir erfahren von dem Leiter der Maribondo-Stiftung, die das Haus betreibt, daß es gelungen ist, hier in der Region in 35 Einrichtungen, wie Bäckereien, Lebensmittelmärkten, Großkantinen und auch dem Hotel, in dem wir untergebracht sind, Arbeitsplätze für insgesamt 350 Mitarbeiter zu schaffen, von denen die meisten geistig, psychisch oder körperlich beeinträchtigt sind. Darüber hinaus zeichnet sich die Stiftung dadurch aus, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit eine ganz zentrale Rolle spielen.

Historisch ist dieses Haus noch interessant, weil der Bremer Bildhauer und Künstler Bernhard Hoetker hier viele Lebensjahre verbracht hat.

Und so findet sich in dem, von ihm gestalteten, Garten denn auch eine seiner wohl bekanntesten Skulpturen, der Bonze des Humors.

Am nächsten Morgen, nach Frühstück und Abschiedsrunde verabschieden Angela und ich uns, wegen einer Familienfeier, von der Gruppe. Wir hatten eine großartige Woche, mit offenen, lebendigen Mitreisenden und einem schönen und wertschätzenden Miteinander. Die Reise war super vorbereitet und unser Reiseleiter verfügte über ein Wissen, das uns immer wieder in Staunen versetzte. Inspiriert, aber auch sehr nachdenklich sagen wir Tschüss.

Dann holen wir unser Zelt und freuen uns auf die Feier, die auch in Worpswede stattfindet. Am Abend können wir so noch einmal, beim Sonnenuntergang, den Blick auf die Hamme und die Wiesen des Teufelsmoors genießen.

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