Heckrinder, Koniks und Wisente in der Cuxhavener Küstenheide (Tag 1)

Heckrinder, „Abbildzüchtungen“ des ausgestorbenen Auerochsen

Es begann alles damit , dass ich das große Glück hatte, im Jahr 2005, an einem Bildungsurlaub „Der letzte Urwald in Mitteleuropa: Bialowieza“ teilnehmen zu können. Im östlichen Polen, in der wunderschönen Umgebung des letzten Reliktes des Mitteleuropäischen Tieflandurwalds, beschäftigten wir uns unter anderen auch mit der Erfolgsgeschichte um die Rettung des fast ausgestorbenen Wisents, von dem heute wieder mehrere hundert Exemplare durch den dortigen Nationalpark streifen.

Ich erfuhr aber auch, dass ganz in meiner Nähe, nämlich auf einem ehemaligen Truppenübungsgebiet bei Cuxhaven, große Pflanzenfresser, unter ihnen auch der Wisent, eingesetzt werden sollten, um die offene Heide- und Graslandschaft, mit ihren typischen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.

Ein Jahr später wurden alle Teilnehmer des Bildungsurlaubs eingeladen, um sich das mittlerweile entstandene Projektgebiet anzusehen. Seitdem fahren meine Partnerin und ich immer wieder dorthin und freuen uns an der vielgestaltigen Landschaft aus Heideflächen, Magerrasengebieten, kleinen Heidemooren, Tümpeln, Sandflächen, Kiefern- und Eichenwäldern. Spannend ist jedesmal wieder die Begegnung mit den großen Pflanzenfressern, die auf dem insgesamt 1445 Hektar großen Areal auf riesigen Flächen leben, die mit soliden Zäunen eingegrenzt sind.

Für Besucher gibt es ein gut ausgewiesenes Wander- und Radwegenetz und eine Reihe von Infotafeln informieren über das Gebiet an sich und die dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Der beste Zugang ist nach meiner Erfahrung der Wanderparkplatz zwischen Holte-Spangen und Arensch.

Dort findet sich dieser markante Hinweis auf die hier lebenden Koniks. Koniks stammen aus Osteuropa und sind dem europäischen Wildpferd, dem ausgestorbenen Tarpan, sehr ähnlich. Es sind sehr widerstandsfähige und anspruchslose Kleinpferde, die das ganze Jahr draussen verbringen und mittlerweile in vielen Naturschutzgbieten als „Landschaftspfleger“ eingesetzt werden.

Heute, an einem durchwachsenen Novembersonntag, haben wir uns für eine Radtour durch die Küstenheide entschieden.

Nachdem wir die Wisente nur aus großer Entfernung an einem Waldrand beobachten können, haben wir heute mit den Koniks mehr Glück.

Gemächlich grasend zieht eine Herde von ca. 20 Tieren über das Gelände, dass doch sehr an die Savannen Afrikas oder die Prärien Amerikas erinnert.

Die mausgraue Farbe und der schwarze „Aalstrich“ auf dem Rücken sollen dem Erscheinungsbild des Tarpan schon sehr nahe kommen. Auch lässt sich aus der Nähe eine zebraähnliche Zeichnung an den Fesseln erkennen. Nur die typische Stehmähne hat man diesen Tieren noch nicht anzüchten können.

Ich finde es toll, dass solche Tierbegegnungen in einer so schönen Umgebung nur eine gute Autostunde von uns entfernt möglich sind.

Auch mit den Heckrindern haben wir Glück. Eine größere Herde weidet in der Nähe des Fahrradweges.

Auch dazu ein kleiner Exkurs: Die Brüder Heck(Zoodirektoren in Berlin und München) begannen in den 1920er Jahren aus ursprünglichen Hausrinderrassen heraus eine Rinderrasse zu züchten, die dem seit 1627 ausgestorbenen Auerochsen, der Stammform unserer Hausrinder, im äußeren Erscheinungsbild sehr nahe kommen sollte.

In der Fellfärbung, den großen geschwungenen Hörnern und dem weißen Maul ist man auch hier vom „Original“ gar nicht weit entfernt. Auerochsen dürften aber deutlich größer und schwerer gewesen sein. Auch soll ihr Körperbau insgesamt „athletischer“ gewesen sein.

Mit diesem sonnigen Blick vom „Feldherrenhügel“ auf ein herannahendes Regengebiet endet der gemütliche Teil der Radtour. Nur wenige Minuten später müssen wir uns vor dem heftigen Regen in einen tiefen Graben unter überhängende Äste retten. Aber auch das gehört zu einem „Outdoor-Abenteuer“ dazu.

In Duhnen erleben wir zum Abschluss dann noch das langsame Abklingen der heutigen Sturmflut.

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