Das Grüne Band „Wandern im wilden Deutschland“ – Tag 16

Es hat tatsächlich geschneit. Mit dem ersten Schnee dieses Winters starte ich in den Tag.

In Wustrow erkennt man am Baustil schon, daß ich jetzt im Wendland angekommen bin.

Ich überquere im Ort noch die Jeetzel…

…und wandere dann am stillgelegten Bahnhof vorbei wieder ins offene Feld. Nach den ersten Kilometern überquere ich einen kleinen Seitenarm.

Nur ein paar Stockenten schwimmen hier herum. Als ich diesem Bach aber weiter folge…

…sitzt ein einzelner Graureiher in einem Uferbaum und verläßt seinen Platz erst als ich ihm schon sehr nah gekommen bin. Ein schneeweißer Silberreiher hat sich ein Stückchen weiter so dekorativ aufgestellt, daß sich der schöne Vogel vollständig in der glatten Wasseroberfläche spiegelt.

Auf den Feldern am Weg entdecke ich eine Gruppe von 16 Singschwänen, Wintergäste aus dem hohen Norden. Als sie auf einmal ihre Hälse in die Höhe strecken und aufgeregte Geräusche von sich geben, sehe ich daß gerade ein Seeadler über uns hinwegfliegt. Bei diesen wunderbaren Bildern beschließe ich, daß ein Zuschuss für eine kleine, leichte Kamera mit Zoom-Funktion unbedingt auf meinen Weihnachts-Wunschzettel gehört.

Nur ca. 2 Km weiter stehe ich dann an der Erinnerungsstätte für Hans-Friedrich Franck. Der 26-jährige war 1973 beim Versuch den Metallgitterzaun zu überwinden von 80 Stahlsplittern aus einer Selbstschußanlage getroffen worden. Über 50.000 dieser Tötungsautomaten hat es bis zu ihrer Demontage im Jahr 1983 an der Grenze gegeben.

Das „Grüne Band“ ist ein Band des Lebens auf einem ehemaligen Todesstreifen. Das zeigt sich gerade an diesen beiden Tagen wieder sehr deutlich.

Kurz hinter der Erinnerungsstätte weist der BUND auf die Renaturierung der Kusebruchwiesen hin. Mit viel Aufwand ist hier in den letzten Jahrzehnten ein großes Feuchtwiesengebiet entstanden, das von vielen Vögeln und Amphibien bewohnt wird.

Zusammen mit anderen Flächen der Landgraben-Dumme-Niederung entsteht hier ein Schutzgebiet von bundesweiter Bedeutung.

Und wie um das zu bekräftigen, kann ich eine Kornweihe beobachten, einer der seltensten Greifvögel in Deutschland überhaupt. Der elegante Jäger schwebt nur knapp über einer Trockengrasfläche, stoppt, stößt nach unten, fliegt wieder auf, gleitet, dreht sich und sucht so den Boden unter sich nach Nahrung ab. Ein vollendeter Flugkünstler.

Und nur wenige hundert Meter weiter beobachte ich einen Fuchs, der sehr emsig und scheinbar völlig in seine Arbeit vertieft, auf einer Wiese nach Mäusen gräbt. Meine Anwesenheit scheint er lange gar nicht wahrzunehmen.

Der Endpunkt meiner aktuellen Wanderung ist nun erreicht. Bis zur Abfahrt des Zuges ist noch Zeit und so kann ich mir die alte Hansestadt Salzwedel noch ein wenig anschauen. Den kleinen Marktplatz,

das „Klein-Venedig“ wie mir eine ältere Salzwedelerin erklärt

und natürlich komme ich an einem leckeren Stück Baumkuchen nicht vorbei, für den die Stadt berühmt ist und der hier erfunden wurde.

Mit dieser Wanderung habe ich nun etwa die Hälfte der Strecke zwischen Südharz und Ostsee zu Fuß zurückgelegt. Ca. 340 interessante, spannende, oft bedrückende, aber auch immer wieder wunderschöne Kilometer sind es gewesen.

Im nächsten Jahr geht es weiter.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Erich sagt:

    Lieber Volker,
    ich bin immer wieder begeistert, deien Bildern und Worten zu folgen. Es kommt mir vor, als wenn ich mit dir auf Wanderschaft wäre. Vielleicht ergeigb sich irgendwann die Gelegenheit, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.
    Herzliche Grüße
    Erich

  2. Erich von Hofe sagt:

    Lieber Volker,
    es ist immer wieder spannend, deinen Bidern und Worten zu folgen. Es kommt mir vor, als wenn ich mit dir auf Wanderschaft wäre. Vielleicht ergibt sich irgendwann die Gelegenheit, dies in die Tat umzusetzen.
    Herzliche Grüße
    Erich

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