Das Grüne Band „Wandern im wilden Deutschland“- Tag 21/22

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Es ist noch kühl und grau, als wir am nächsten Morgen in Dömitz starten.

Das Tor zur Festung, in der Fritz Reuter sein berühmtes Buch “ Ut Mine Festungstid“ geschrieben hat. Wir wollen heute in keine Festung, wir wollen raus und uns warmradeln.

In Rüterberg zeigt sich dann auch wieder die Sonne. Das kleine Dorf liegt auf einem Höhenrücken an einer Elbschleife und war während der DDR-Zeit vollständig von Grenzzäunen umgeben. Selbst Dorfbewohner benötigten Passierscheine, um herein und heraus zu kommen. Wegen dieser „Einmauerung“ beriefen die Bürger am 8.11.1989 eine Versammlung ein und gründeten die „Räterepublik Rüterberg“. Niemand von ihnen konnte ahnen, dass am nächsten Abend die Mauer fallen würde.

Von diesem Beobachtungsturm am Ortsrand aus hat man heute einen schönen Blick auf die Elbwiesen und kann sich nicht vorstellen, dass die Menschen hier die Elbe zwar sehen konnten, aber keine Möglichkeit hatten dort hin zu kommen.

Weiter geht’s durch kleine Dörfer, immer am Fluss entlang. Abgesehen vom Gegenwind fährt es sich prima, meist auf dem Deich, auf glattem Untergrund und immer mit weiter Aussicht.

Bald erreichen wir Herrenhof, um von hieraus nach Hitzacker, unserem heutigen Tagesziel überzusetzen. Weil der Kapitän der Fähre krank ist, wurde diese Mini-Fähre eingesetzt, mit der zumindest Fahrradfahrer und Fußgänger die andere Flußseite erreichen können.

Spannend!

Hitzacker ist ein hübsches Fachwerkstädtchen

mit viel Grün und viel Wasser im Stadtbild.

Flockige Weidensamen fliegen durch die Luft

und mit den blühenden Kastanien im Hintergrund wirkt das Ganze fast wie ein Schneegestöber.

Unmittelbar vor der Stadt hat ein Biber mit diesen beiden Dämmen eine trockene Wiese unter Wasser gesetzt.

Entstanden ist ein tolles Feuchtbiotop

mit blühenden Schwertlilien.

Einfach mal machen lassen!

Am nächsten Morgen fällt es uns fast ein bisschen schwer uns von unserem schönen Gästehaus zu verabschieden.

Auf der westlichen Seite der Elbe fahren wir heute nach Schnackenburg zurück, mit Rückenwind, auch nicht schlecht.

Mal fahren wir vorm Deich, der von Schafen und Ziegen gepflegt wird,

mal auf dem Deich, mit Blick auf Tümpel in der Elbaue,

in der die Frösche quaken. Manchmal hören wir sogar Unken, deren Ruf klingt, wie fernes Kirchengeläut. Wunderbar!

Ein Schwanenelternteil ist mit 4 Küken unterwegs

und ein Rehbock sucht entspannt nach Gräsern und Kräutern.

Ein ganzer Gänsekindergarten scheint hier unterwegs zu sein. Für den aufmerksamen Beobachter gibt es immer etwas zu sehen.

Die Dorfrepublik Rüterberg, mit dem alten Grenzturm ganz links, heute von der westlichen Seite aus gesehen.

Die Gemeinde Damnatz hat eine Blühwiese angelegt, eine „Tanja-Wiese“, für eine lebenslustige junge Frau, die viel zu früh gestorben ist.

Was für eine schöne Idee!

Die „kulturelle Landpartie“, jedes Jahr, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, eine Veranstaltung mit vielen Konzerten, Workshops, offenen Gärten und vielem mehr, verteilt über das ganze Wendland. Der Widerstand gegen das Atommüllendlager hat viele mutige und kreative Menschen hierher geführt und viel Neues entstehen lassen.

Hier ist auch noch Platz für die emsigen Rauchschwalben.

Wunderschön sind sie, wenn ihr Gefieder in der Sonne glänzt. In unseren Dörfern sind sie so selten geworden.

Mama Spatz hat eine leckere Raupe für ihre Kleinen gefunden.

Wir fahren vorbei an den imposanten Resten der alten Dömitzer Eisenbahnbrücke. Die östliche Hälfte wurde kurz vor Kriegsende gesprengt. Der verbliebene Teil steht unter Denkmalschutz und soll jetzt so hergerichtet werden, dass er begehbar wird.

Ein Feld voller Kornblumen. Welch selten gewordener Anblick.

Nach 60 Tageskilometern erreichen wir schließlich wieder Schnackenburg, verstauen die Fahrräder auf dem Auto und machen ums auf den Rückweg.

Schöne und interessante 3 Tage waren das, bei viel blauem Himmel, Sonnenschein und einem Abschnitt des Grünen Bandes, der vor allem durch viel kluge Renaturierung begeistert.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Erich sagt:

    Ich genieße deine schönen Bilder am Pfingstsonntagmorgn und stelle mir vor, ich wäre mitgefahren. Das könnte auch für uns eine tolle Radtour durch eine renaturierte Landschaft sein. Grüße von Erich

  2. Sibylle sagt:

    Lieber Volker, Du und Deine neue Kamera seid aber ein sehr geniales Team.🤩

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