Das „Grüne Band“ Wandern im wilden Deutschland – Tag 25

In meinem Hotel bekomme ich schon um 7 Uhr Frühstück, so dass ich früh aufbrechen und die schöne, kalte Morgenstimmung genießen kann. Ich bewundere einen Radwanderer, der bei 2 Grad Außentemperatur im See schwimmt. Nicht schlecht!

Die Altstadt von Ratzeburg liegt auf einer Insel im See. Leider lässt mein Zeitplan eine Besichtigung nicht zu, was ich sehr bedauernswert finde. Aber ich möchte die 25 km nach Lübeck ohne Zeitdruck angehen.

Ich folge dem Ostufer des Ratzeburger Sees in Richtung Norden und komme bald in den Stiftungswald der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, wo man zum Schutz der Pflanzen – und Tierwelt den Wald einfach Wald sein lässt.

Wunderschön ist es hier, dazu scheint die Sonne und immer wieder ist auch der See im Hintergrund zu sehen.

Zeitweise bin ich auch in offenerem Gelände unterwegs,

wo der Tau noch auf den Gräsern glitzert

und die Früchte des Pfaffenhütchens in der Sonne glänzen.

So ein schöner Wandermorgen.

Und dann geht es wieder in den Wald, den „Ort des Gräsigen“. Nach einer alten Sage soll hier der Räuber Papendöneke sein Unwesen getrieben haben.

Bei solchen Bildern im Wald

womöglich bei Mondschein oder Nebel, kann man sich vorstellen, wo solche Sagen ihren Ursprung haben könnten.

Kraniche sind wieder unterwegs.

Hübsche kleine Dörfer durchquere ich, die, wegen der Grenzsicherung, alle eine Geschichte von Zwangsaussiedlungen und Räumungen hinter sich haben.

Als ich mich dann der Stadt Lübeck nähere, muss ich teilweise neben Straßen auf Radwegen gehen und stoße dabei auf einen Streckenabschnitt, der aufwändig mit Schwellen und dieser Geschwindigkeitsbegrenzung zum Schutz des Fischotters gesichert ist.

Grund hierfür ist die Wakenitz, der „Amazonas des Nordens“. Mitten hindurch verlief einst die Grenze und heute ist sie Lebensraum für den Fischotter und viele andere Arten, wie z.B. den Eisvogel, der in leuchtendem Türkis unter mir hindurch fliegt, als ich die Brücke überquere.

Nahrung für den Fischotter scheint es in dem klaren Wasser reichlich zu geben.

Ich folge der Wakenitzniederung weiter in Richtung Herrnburg, von wo aus ich dann mit einem Regionalzug nach Lübeck hinein fahren möchte. Dabei komme ich an einer kleinen Gedenkstätte für das Dorf Lenschow vorbei. Der Ort wurde vollständig „geschleift“ und außer einem Stein und dieser Gedenktafel ist gar nichts mehr von ihm übrig.

Und dann verfranse ich mich ordentlich und statt einiger Kilometer Wiesenweg, muss ich 6 Kilometer asphaltierte Straße ohne Fußweg laufen.

Ich beschließe mich nicht zu ärgern, weil solche Irrtümer oft zu etwas gut sind. Wie hier! Kurz bevor ich die Autobahn überquere sehe ich einen dunklen Vogel auf einem Funkmast landen. Ich habe eine Ahnung, was es sein könnte und verrenke mir fast Hals und Nacken, als ich mit dem Rucksack auf dem Buckel steil nach oben fotografiere.

Es ist tatsächlich ein Wanderfalke. Unser größter Falke, begehrt bei arabischen Scheichs als Jagdfalke, bei uns schon einmal fast ausgerottet durch Bejagung und Pestizide, gerettet durch ein Verbot von DDT und durch strenge Schutzmaßnahmen. Er ist der schnellste Jäger der Lüfte und kommt im Sturzflug auf 300 Stundenkilometer.

Und er bleibt sitzen, so dass ich ihn in aller Ruhe fotografieren kann. So nah war ich ihm noch nie.

In Herrnburg weist mich dann zum Glück ein freundlicher Betrunkener darauf hin, dass das Gleis, an dem ich warte, schon seit Jahren nicht mehr befahren wird. Mir hätte auffallen müssen, dass es völlig verrostet ist.

In Lübeck mache ich noch einen kurzem Abstecher zum Holstentor und dann geht es nach Hause, nach drei Tagen voller Erlebnisse. Das „Grüne Band“ ist ein ganz besonderer Weg.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Margret sagt:

    Wieder mal so vielfältig schöne Erfahrungen und sooo plastisch bebildert!!! 1000 Dank!

  2. Erich von Hofe sagt:

    Ja, was soll ich zu soch schönen Bildern noch sagen: Wunderbar.
    LG Erich

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