Zwei Dinge haben mich zu dieser Wanderung inspiriert: einmal das viele Wasser, das nach 3 trockenen Jahren wieder durch unsere Landschaft fließt und dann der Umstand, dass ich einfach nur aus der Haustür treten muss, um losgehen zu können.
Schon nach 20 Minuten bin ich an der Solgleite am Ortseingang, die die alte Dorfschleuse seit einigen Jahren ersetzt und Wanderfischen wieder den Weg freigemacht hat zu den Laichplätzen am Oberlauf des Flusses.
Über die schönen Stege am Speckmannweg geht es weiter in Richtung Ottersberg. An diesem wolkenverhangenen Tag ist es ziemlich still im Ort. Keine Spaziergänger, nur ein Hahn kräht, ein Specht klopft und irgendwo bellt ein Hund.
Die Gräben sind voll und die Wiesen stehen in weiten Bereichen unter Wasser. Das hatten wir schon lange nicht mehr und das will ich auf dieser Wanderung sehen und erleben.
Ca. 2 Kilometer hinter Fischerhude halte ich mich rechts und komme vom Mittelarm an den, weitgehend begradigten Südarm der Wümme.
Hier stosse ich auf ein noch aktives Wehr…
…über – bzw. unterquere Bundesstrasse und Bahnstrecke in Ottersberg und komme zur frisch angelegten Solgleite am Südarm, die jetzt auch den Weg für Meerforellen, Aale und andere Wümmebewohner freigemacht hat.
Auch mit viel Bewegung, aber längst nicht so schön, die A1, die ich bei Everinghausen überquere, wo ich dann auf den Nordpfad Wümmeniederung stosse, dem ich jetzt bis Rotenburg folgen werde.
Im Sand der ehemaligen Wanderdünen im Naturschutzgebiet Vossberge gönne ich mir dann eine erste Rast.
Und dann passiert das Unvermeidliche. Eigentlich wollte ich das Wasser ja nur anschauen, jetzt bekomme ich es zu spüren.
An mehreren Stellen in den Hellweger Wiesen zeigt sich der Weg so nass und durchweicht, wie auf diesem Foto. Auch wenn ich versuche hüpfend über die Wiese die tiefsten Stellen zu umgehen, werden Schuhe und Socken immer wieder mit kaltem Frischwasser geflutet.
Ob es etwas zu bedeuten hat, dass gerade jetzt ein Schwarm Lachmöwen über mich hinwegfliegt?
Erfreulich, dass die neuen Alpakasocken ihr Versprechen einhalten und auch im nassen Zustand warmhalten.
Ich gehe vorbei an der schönen, hölzernen Brücke am Wümmebogen.
Nachdem ich Hellwege hinter mir gelassen habe, mache ich eine kurze Pause am Hellweger Wehr, das ich im Sommer schon über und über besetzt von tausenden von Wollhandkrabben vorgefunden habe.
… und ich dachte, es gäbe in der Tierwelt hier nichts mehr, was mich noch überraschen könnte.
Das alte Hassendorfer Wehr hat den Status eines Industriedenkmals. Wie oft haben wir hier bei Kanutouren die Boote umgetragen, bis auch hier eine Solgleite gebaut wurde.
Schön, dass die Filiale von Bäcker Holste in Hellwege auf meinem Weg lag. Die Notwendigkeit der Versorgung mit lecker Kohlehydraten sollte bei größeren Wanderungen nicht unterschätzt werden.
Diese buntgemischte Pilgergruppe, mit einem echt gelungenen Helmut Schmidt, findet sich im Wümmetal auf Höhe der Ortschaft Ahausen. Sie ist Ergebnis einer Kunstaktion, des“Ahauser Herbstes“.
Ich hoffe, dass Mensch und Natur in diesem Jahr nicht so mit Wassermangel zu kämpfen haben werden, wie in den zurückliegenden 3 Jahren. Was ich heute gesehen habe, sah jedenfalls richtig gut aus.
Mit diesem Blick vom Unterstedter Wehr verabschiede ich mich für heute von diesem wunderbaren Fluss und beende die Wanderung mit einem 3-4 km Eilmarsch zum Rotenburger Bahnhof. Der Metronom ist meist pünktlich!
Volker, die Bilder sind so schön und ich lese das so gerne, wenn du von deinen Wanderungen erzählst.
Irene
Volker, Du schreibst so spannend und Deine Fotos dazu sind wundervoll!