Das „Grüne Band“ Wandern im wilden Deutschland – Tag 30

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Ich habe richtig gut geschlafen, bin früh wach und freue mich gleich über den ruhigen, friedlichen Anblick, als ich einen Schritt vor die Tür mache. Eine Stunde vor Sonnenaufgang ist es. Es ist alles still, nur ab und zu ist das laute Trompeten der Kraniche zu hören. Ein wunderbarer Platz, den sich meine Vermieter hier gesucht haben.

Schnell habe ich gefrühstückt und gepackt und bin unterwegs. Wieder sind es 5-6 Asphaltstraßenkilometer, bis ich mich endlich auf Waldwegen bewegen kann. Ein herrlicher Wandermorgen.

Lichter Kiefernwald herrscht hier vor, mit großen Flächen von wilden Heidelbeeren.

Eine Freude ist es hier unterwegs zu sein, zumal ich keinem anderen Menschen begegne.

Immer wieder stoße ich auf Rotwildfährten. Sehr viele von ihnen soll es hier geben. Meine Vermieter haben mir erzählt, dass zur Brunftzeit von allen Seiten die Rufe der Hirsche zu hören sein sollen. Viele Besucher sind dann hier, um die Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Ich bekomme aber keines zu Gesicht, Tages- und Jahreszeit passen einfach nicht.

Und dann werde ich leider wieder fehlgeleitet. Statt einer Brücke über die Autobahn A 24 muss ich mich durch einen ziemlich matschigen Wilddurchlass unter der Autobahn hindurchquälen. Ich verliere langsam ein wenig das Zutrauen zu meiner, ansonsten immer absolut zuverlässigen, Reiseführerautorin.

Ich passiere die Autobahnraststätte Gudow, die ehemalige Grenzübergangsstelle für den Transitverkehr zwischen Hamburg und Berlin, biege aber, sobald es geht, in die Felder ab, um dem Lärm zu entkommen.

Und prompt begegne ich gleich einen Schwarm von rastenden Kranichen.

Wohlmeinende Menschen haben hier eine hübsche, kleine Rasthütte aufgestellt, in der ich die letzten Reste meiner Wegzehrung verspeise

und ein kreativer Mensch hat dieses wunderschöne Herz auf den Tisch gelegt. Es scheint aus lauter kleinen Feldsteinen zu bestehen, die man direkt hier finden kann. Wie schön!

Ich folge jetzt einem Wanderweg, der unmittelbar an der renaturierten Boize  entlangführt.

Diese Farbigkeit sieht doch schon sehr nach Frühling aus.

Auf eine Länge von 5 km hat man das Flüsschen hier wieder in einen sehr naturnahen Zustand gebracht.

Zu meiner großen Freude finde ich auch gleich Nagespuren vom Biber.

Und sogar die Biberburg finde ich. Lauter angeschleppte Äste hat er hier auf seinem unterirdischen Bau aufgehäuft. Ich bin begeistert!

Interessant zu sehen, wie man hier einen Flussmäander geschaffen hat, der durch frisch gepflanzte Erlen befestigt wird.

Zwei so hübsche Federn finde ich auch noch. Zu welchem Vogel sie gehören, weiß ich beim besten Willen nicht.

Eine tolle, spannende Flusslandschaft hat man hier geschaffen.

Bevor ich Zarrentien erreiche, wandere ich noch ein paar Kilometer durch diesen Buchenwald, der bis zur Wende wegen seiner Grenznähe nicht betreten werden durfte.

Dass es langsam Frühling werden will, ist nicht mehr zu übersehen.

Ein paar Kilometer weiter dann ein ganz neues Bild. Ich habe mein heutiges Tagesziel erreicht, Zarrentien am Schaalsee. Von hier aus bin ich vor ca. anderthalb Jahren schon durch das wunderbare UNESCO -Biosphärenreservat Schaalsee bis nach Lübeck gewandert.

Deshalb habe ich mir für 16.11 Uhr den Rufbus nach Büchen bestellt, von wo aus ich dann mit dem Zug nach Lübeck weiterfahre.

Ich quartiere mich in der Jugendherberge ein und dann gehe ich erst einmal in die Stadt – etwas richtiges essen. Trekking- Food schmeckt nur, wenn es sonst wirklich gar nichts anderes gibt.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Margret sagt:

    Nun stehe ich mit Deinen schönen Morgenbildern auf und wünsche dir einen erlebnisreichen Tag in Schleswig-Holstein!! LG Margret

  2. Sibylle sagt:

    Ach Volker, was für zauberhafte Fotos, als wenn freundliche Geister im Nebel zu erraten sind! Aber dieser Bericht macht mit mir noch was ganz Besonderes. Meine vor 3 Jahren verstorbene Freundin, die auch mal viele Jahre am wunderschönen Schaalsee gewohnt hat, ist mit 17 Jahren mit ihrem Vater von Bremen nach Gudow gezogen. Es kommen für mich gerade sehr viele Emotionen hoch, indem ich liebevoll an diese 67 Jahre bestandene Freundschaft denke. Schleswig Holstein ist aber auch zum Auswandern schön…😊 Und Du findest immer die Traumecken. Hab weiter wunderschöne Erlebnisse! Liebe Grüße in die Natur

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