Spannend der Abend in der Hütte und der erste Kontakt zu den anderen Wanderern. Die beiden jungen Männer, die mit uns im gleichen Raum übernachten, warnen uns vor dem säuerlichen Geruch, den sie nach 3 Tagen Regen, Sturm und Matsch ausdünsten. Sie kommen aus der weglosen Wildnis des Sarek-Nationalparks, strahlen trotz allem und zeigen uns superschöne Fotos. Ohrstöpsel verteilen sie auch, weil einer von ihnen schnarcht. Tolle Jungs.
Eine junge Frau erzählt von einer Begegnung mit einem Braunbären, gar nicht weit entfernt. Jeder hat etwas beizutragen und alle haben sie dieses unvergleichliche Strahlen im Gesicht.
Es muss jetzt losgehen!!
Wir steigen am Sonntag morgen um 7.50 Uhr auf die kleine Personenfähre „MS Storlule“, sind regendicht verpackt und lassen uns über den Akkajaure nach Änonjalme, einer winzigen Samisiedlung schippern. Hier startet der Padjelantaleden durch Felsen, Moor und niedrigen Birkenwald. Besonders empfindliche oder sumpfige Stellen sind mit Bohlen belegt, denen man allerdings nicht immer trauen sollte.
Ein erster Schneehahn zeigt sich, eine Schneemaus huscht über den Weg.
Und dann das erste große Staunen: Wir überqueren den tobenden Vuojatätno. Es braust, knallt, rauscht und schäumt. Ohrenbetäubend donnert der Fluss mit seiner Fracht aus Gletscher-, Schmelz- und Regenwasser hinunter zum See.
Über die Brücke hinweg so nah an dieser Naturgewalt zu sein ist atemberaubend.
Die Energie des ungebändigten Wassers in jeglicher Form wird uns auf dem ganzen Weg immer wieder begegnen und uns immer wieder in Staunen versetzen.
Am Fluss entlang und dann langsam ansteigend führt uns der Weg immer weiter in Richtung Hochland. Das Wetter ist wechselhaft mit dominierenden Regenanteilen und wir sind guter Dinge. Die Regenschutzkleidung hält was sie verspricht, die Schultern schmerzen nur ein bisschen und die Füsse haben Lust zu laufen.
Und was wir kaum zu hoffen gewagt hatten, tritt ein. Es hört auf zu regnen und wir finden einen schönen, ebenen und geschützten Zeltplatz am Sjunjutjuftisjokko. Genau hier stoßen die drei großen Nationalparks Sarek, Stora Sjöfallet und Padjelanta aufeinander.
Nach einem ordentlichen Schluck besten Gletscherwassers müssen wir natürlich noch ein Stück in den Sarek laufen, die Region, die wegen ihrer Unzugänglichkeit und ihrer wilden Natur gern als das „Alaska Europas“ bezeichnet wird. Ca. einen Kilometer haben wir uns hineingetraut. Was für ein toller erster Wandertag!!
Volker, wie erwartet findest du immer genau die richtigen Worte um das was wir erlebt haben zu beschreiben. Aber wirklich dort gewesen zu sein, ist soviel mehr als ich je erzählen könnte, hier in Dalarna am See kann die Seele die noch dort oben ist, langsam hinterher kommen.
Irene