Padjelanta – Tag 2

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Es hat nicht geregnet, das Zelt kann wunderbar trocken eingepackt werden und erste Routinen beginnen sich zu entwickeln: Wasser aus dem Fluss holen, Brenner anheizen und heißes Wasser für Kaffee und Müsli vorbereiten, Isomatte zusammenrollen usw.

Vorbei am Spietjaujokko, geht es noch einmal ein Stück höher. Auf teils wunderbaren Kammwegen, wir vermuten auf eiszeitlichen Moränenzügen, wandern wir weiter.

Zurück fällt der Blick auf den Akka, bzw. das ganze Akka-Massiv. Dies ist der heilige Berg der Sami, ihr „Berg der Götter“. Ein wunderschöner gleichmäßiger Berg, der gestern fast ganz von tiefhängenden Wolken verhüllt war.

Heute können wir uns sogar in die Sonne legen und ein Mittagsschläfchen machen. Das gelingt uns bei dem durchwachsenen Wetter nur sehr wenige Male. In dieser offenen Landschaft begegnet uns jetzt auch schon der Goldregenpfeifer mit seinem melancholischen Pfeifton (bei uns leider vor gar nicht langer Zeit ausgestorben) und der Regenbrachvogel, dessen flötende Melodie sehr hübsch anzuhören ist und gut in die karge Landschaft passt.

Und zu Irenes großer Freude und, zugegebener Massen, meiner völligen Überraschung, ist die Landschaft voller Blütenpflanzen. Gelbe kleine Veilchen, blühende Preiselbeeren, Hahnenfuß und vieles mehr säumt unseren Pfad und weil Irene alles anschauen, bestimmen und nach Möglichkeit auch essen will, senkt das unsere Durchschnittsgeschwindigkeit doch spürbar.

Ich hatte es gelesen, aber irgendwie auch nicht glauben können. Padjelanta ist in der extrem kurzen Vegetationsphase von vielleicht 3 Monaten ein Blütenparadies.

Wir finden wieder einen schönen Platz zum Zelten, mit großen Steinen für Küche und Lagerfeuer und von zwei Seiten durch kleine Hügel vor dem Wind geschützt.

Als die Sonne sich langsam dem Horizont zuneigt, beobachten wir am gegenüberliegenden Hügel einen herumstreifenden Fuchs. Wegen der schnellen, kurzen Bewegungen halte ich ihn zunächst sogar für einen Polarfuchs. Dann fliegen aufgeregt zwei Schneehühner auf und stürzen sich immer wieder auf ihn. Ganz offensichtlich verteidigen sie Nest oder Jungvögel. Er lässt sich scheinbar nicht abschütteln, immer wieder kommt er zurück und immer wieder versuchen die Schneehuhneltern ihn zu vertreiben. Irgendwann zieht er sich dann doch zurück und kommt nun in unsere Richtung gelaufen.

Geschätzte 30 m vor uns bleibt er stehen. Ein Rotfuchs. Auf einem Stein, von dem aus er einen guten Überblick hat. Im Gegenlicht. Die äußeren Fellhaare leuchten fast. Noch nie habe ich einen so großen Fuchs gesehen. Böse schaut er uns an und ungeheuer kraftvoll. Und wir spüren beide, dass er genau uns meint mit diesem Blick. Dann dreht er sich um und verschwindet. So eine kraftvolle Ausstrahlung. Die braucht man, wenn man hier überleben und vielleicht sogar noch Junge aufziehen will.

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