Padjelanta – Tag 4

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Jetzt hätte ich sie fast vergessen: die Begegnung mit meinem ornithologischen Highlight. Am zweiten Wandertag war er plötzlich da, der Merlin. Unser kleinster europäischer Greifvogel, kaum größer als unsere Amsel, flog mit aufgeregtem kikikikik um uns herum. Bestimmt war sein Nest in der Nähe und er hat versucht uns zu vertreiben.

Der nächste Tag beginnt windig, aber strahlend schön. Das gute Wetter wollen wir nutzen und sind bald wieder auf dem Weg. Wir laufen noch ein Stück am rauschenden Lahdejokko entlang, bevor es, mit ziemlicher Steigung, ca. 300 Meter nach oben geht.

Wir kommen wieder auf die Höhe von Schneefeldern, der Wind kommt von vorn und nimmt beträchtlich zu. Auf der Passhöhe, bei dieser seltsamen Steinformation, ist mit dem schönen Wetter dann endgültig Schluss. Der Regen klatscht uns ordentlich ins Gesicht, als wir über aufgeweichten Boden ins nächste Tal absteigen.

Uns macht das kaum etwas aus. Wir wissen um die unsicheren Wetterverhältnisse hier und um unseren guten Regenschutz. Außerdem haben wir uns die Zuversicht zum Leitbegriff gewählt. Es ist etwas Besonderes Naturgewalten so unmittelbar erleben zu dürfen und auch der Regen gehört dazu.

Am Himmel ist ordentlich was los. Die Wolkenbilder sind beeindruckend.

Kurz bevor wir über eine Hängebrücke den wilden Miellätno überqueren, entdecke ich durch Zufall an seinem Ufer ein Grab, mit faustgroßen Steinen eingefasst und einer kleinen Tafel mit einer Inschrift, die ich nicht entziffern kann. Andere Wanderer haben Bergblumen aufs Grab gelegt und auch ich pflücke ein paar Blümchen dazu.

Der Stugward (Hüttenwart) in Arasluokta erzählt mir am Abend, daß hier ein polnischer oder russischer Kriegsgefangener begraben liegt, der 1944 aus einem deutschen Lager in Norwegen geflohen ist. Man hätte hier immer wieder Leichen gefunden von Flüchtlingen, die ihre Flucht in dieser rauen, arktischen Umgebung nicht überlebt haben.

Und wieder ist Krieg in Europa.

Ein erster Blick auf den Vastenjaure, einen der Bergseen, die so prägend für diese Region sind.

Der Abstieg ins Samidorf Arasluokta ist steil und oft matschig. Gute Plätze zum Zelten zu finden erscheint uns schwierig, auch die Wetterlage ist eher durchwachsen. Wir bauen unsere Zelte daher in der Nähe der Hütten auf und können gegen Gebühr Küche und Trockenraum mitbenutzen.

Der samische Stugward bietet uns frisches Fladenbrot und kalt geräucherten Fisch (phon: Roerding, eine Art Lachsforelle) zum Kauf an. Da sagen wir nicht nein.

Unglaublich lecker!

Vom Stugward erfahren wir auch wozu ein Sami die 3 Messer an seiner Seite benötigt. Eins zum essen, um Schinken und Fisch zu zerkleinern, eins zum kennzeichnen der Rentiere (Kerbschnitte im Ohr) und eins zum schneiden von Anmachholz und für neugierige Touristen, die zuviele Fragen stellen, wie er lachend hinzufügt.

Den Abend nutzen wir noch, um uns die kleine Siedlung am Vastenjaure in Ruhe anzuschauen.

Eine alte, aus Torf und Birkenstämmen gebaute, samische Kota
Vergangenheit trifft Moderne; Ein Crossbike zum Zusammentreiben der Rentiere und ein alter Speicher um Lebensmittel vor hungrigen Vielfraßen zu schützen.

Abendstimmung am zweitgrößten Bergsee im Nationalpark. Er liegt schon auf einer Höhe von 547 Metern.

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