„Über seinem Hute flatterten die Raben, vor seinem achtfüßigen Schimmel hechelten die Grauhunde. Er warf den Jagdspieß und juchte die Meute an, dass es donnerte… ich gedachte, daß Wotan keine Zeugen aus Fleisch und Blut haben will, waidwerkt er in den heiligen Zwölfen.“
So beschreibt Hermann Löns in seiner Erzählung „Hellnachtpirschgang“ seine Begegnung mit dem germanischen Gott, während der „heiligen Zwölfen“, den Tagen, die zwischen den Jahren, also dem 25. Dezember und dem 6. Januar liegen. In diesen Tagen ist die Grenze zur Geisterwelt durchlässig und Dämonen treiben ihr Unwesen. In diesen Tagen hängt man keine Wäsche nach draußen, damit sich die „Wilde Jagd“ nicht darin verfängt und die Wäsche nicht im nächsten Jahr als Leichentuch zurückkommt. Man bringt das Viehfutter schon vor Weihnachten ins Haus, damit die Dämonen nicht durch die geöffnete Dielentür hereinkommen können.
Wenn ich jetzt, mit diesem Wissen im Hinterkopf, draußen unterwegs bin, verändert sich der Blick. Wer schaut da von oben auf mich herab?
Eine Baumwurzel oder doch der Kopf eines Drachen?
Hat dieses zweiäugige Wesen sich bewegt oder narrt mich meine Phantasie?
Auch den Bäumen kann man an diesem dunstig grauen Tag nicht immer trauen. Tanzen sie, schlängeln sie sich in die Luft oder
wachsen sie mir sogar hinterher? Und warum leuchten sie so grün, ohne dass die Sonne sie bescheint?
Auch der Blick in den Himmel ist nicht wirklich tröstlich.
Wohin mag dieser Weg führen?
Und wer mag hier wohnen? Vielleicht ein felliger, haariger Kobold. Daher kommt nämlich die Bezeichnung Rau(h)nächte – von dem alten Begriff „ruch“ für haarig, fellig.
Das nunmehr geschärfte Auge kann diesem grauen Tag aber auch schönes abgewinnen. Diesen, mir völlig unbekannten, Pilz,
dieses kleine Moos- und Flechtenarrangement auf einem Weidenzweig
oder diese Pflanzen, die ich leider nicht benennen kann und die sogar Rot- und Weißtöne in das triste Grau bringen.
Ich freue mich über eine Dachsburg, die ich vor ungefähr 50 Jahren gefunden habe, die damals schon alt war
und die heute noch bewohnt ist, wie der frische Sandaushub beweist.
Und diese mächtige Kiefer finde ich in einem kleinen Kiefernwald, in dem ich als Jugendlicher Eulengewölle gefunden habe, die ich anschließend mit Begeisterung auf Beutetierknochen untersucht habe.
Diese Wildschweinspur lässt mich daran denken, dass ich beim Herumstromern in den Wäldern zwei Mal auf Bäume flüchten musste, weil ich eine Wildschweinrotte aufgestöbert hatte.
Ganz unterschiedliche Dinge habe ich bei diesen Spaziergängen in meinem Kopf bewegt. Erinnerungen, Phantasien und immer wieder die Freude an der Natur, die mich mein ganzes Leben begleitet. Gerade heute hat mir mein Vater erzählt, dass ich schon als kleiner Junge immer auf den sonntäglichen Waldspaziergang mit ihm beharrt habe.
„Salam“, Frieden steht in persischer Kalligraphie auf dieser Fliese eines Fischerhuder Künstlers, die ich zu Weihnachten bekommen habe.
Ein friedvolles neues Jahr wünsche ich uns allen mit Zuversicht und viel Neugier auf das Leben und seine Überraschungen.
Lieber Volker,
Was hast du für tolle wilde Wesen getroffen!
ch glaube die Pflanze die du winterlich nicht erkannt hast, ist die Goldrute, die im Sommer fontainenartig Auseinanderfallen, mit kleinen gelben Blüten besetzt, spätsommerlich blüht.
Und jetzt weiß ich auch warum du mich so ein ndringlich vor den Wildschweinen gewarnt hast als ich sie fotografieren wollte…..!
Liebe Grüße
Irene
Lieber Volker, ich habe Dein Abenteuer mal mit Heißgetränk und 2x ohne durchgeschaut, weil ich total fasziniert bin! Die Gestalten der Bäume…krass, fast nicht zu glauben, dass Du nichts reingebastelt hast. 😅 Du animierst mich mal wieder, ich werde jetzt spazieren gehen und auch was finden. 😉 Übrigens habe ich den rosa Pilz im Internet gefunden. Er heißt Violetter Lacktrichterling 😅.
Auf ein spannendes Jahr mit Dir!
🥂 Neugieriger Gruß von Sibylle
Lieber Volker,
ein alter verwachsener Baum mit viel grünem Moos hat mich bei deinem Foto-Spaziergang besonders fasziniert. Er sieht verwunschen aus. Hunderte von Jahren könnte der Baum alt sein. Mit dem grauen Hintergrund passt dieser Baum in die Zeit zwischen den Jahren. Erst dachte ich, dass du in der Lüneburger Heide unterwegs bist. Doch deine Kindheit hast du nicht weit von hier in Hellwege verbracht, wenn ich mich richtig erinnere.
Die Fliese mit der persischen Aufschrift „Frieden“ ist ein besonderer Wunsch für 2025, den ich mich uneingeschränkt anschließen kann.
Dein Freund Erich