Die Wümme entlang – Von Fischerhude nach Rotenburg (Dezember 2024)

Grau ist es, die Luftfeuchtigkeit ist hoch und ich frage mich, ob ich wirklich los will. Es ist 8 Uhr, in 25 Minuten soll die Sonne aufgehen. Aber es verändert sich nichts. Es bleibt…grau!

Aber schon nach den ersten Fotomotiven verbessert sich meine Laune zusehends.

Das Wetter ist eigentlich egal, man muss nur die ersten Schritte tun, weiterlaufen und die Augen offenhalten. Alles andere kommt dann, wie von selbst,

wie diese muntere Gesellschaft, die mir gleich hinter dem Ortsausgang, in Richtung Ottersberg begegnet,

kurz nachdem ich das Modersohn-Museum hinter mir gelassen habe.

Ich habe in letzter Zeit viel über die Wümme erfahren, durch die Wümmeforen, die unser Klimaschutzverein veranstaltet hat, durch Gespräche mit Menschen aus dem Dorf und Kontakte zu Experten, die sich in der Thematik auskennen.

Eine „Poolhütte“, eine kleine Hütte in den Wiesen, von wo aus in einem kleinen Zeitraum im Winter Jagd auf Wildenten gemacht wird. Eine uralte Tradition, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen soll und die es nur noch in Fischerhude gibt.

Eine weitere kleine Herde von Schafen begegnet mir am Wümme-Südarm. Sie kümmern sich hier um die Pflege der Deiche.

Schnell und in großen Mengen wird im kanalisierten Südarm Wasser abtransportiert, das wir in heißen Sommern dringend benötigen. 2018 und die Folgejahre haben uns schon deutlich vor Augen geführt, was Wasserknappheit bedeuten kann. Die Wasserwirtschaft beginnt hier glücklicherweise umzudenken und auf Wasserrückhaltung, statt auf schnellen Wasserabfluß zu setzen. Bei all den unterschiedlichen Interessengruppen, wie Landwirtschaft, Haus- und Grundbesitzern, Naturschutz, Wassersport usw. kein leichtes Geschäft.

Bei diesem feuchten Wetter ist es gar nicht so einfach einen ordentlichen Rastplatz zu finden. Aber ein Kaffee und ne Stulle müssen jetzt sein. Von hier aus schaue ich genau auf die Stelle, an der sich die Wümme in Nord- und Südarm teilt.

Und auch hier wieder:

der schnelle Südarm

und der gemächliche, nicht kanalisierte Nordarm, den ich nur 50 Meter weiter überquere.

Ca. 2 km weiter, dann die Autobahnbrücke nach Everinghausen…

und ich freue mich den Lärm im Naturschutzgebiet Voßberge hinter mir lassen zu können. Relikte von eiszeitlichen Binnendünen finden sich hier mit einer besonderen und sehr schützenswerten Tier- und Pflanzenwelt.

4 Stunden bin ich unterwegs, habe ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft und stoße hier auf den Nordpfad Wümmeniederung, dem ich jetzt bis Rotenburg folgen werde.

2. Advent, auch der Wald hat vorweihnachtliche Deko aufgelegt. Wie schön!

Manchmal ist es nicht leicht den geplanten Weg beizubehalten, weil erstes Hochwasser mir einen Strich durch die Rechnung macht.

Den Rehen wünsche ich, dass sie in diesem Winter nicht so durch Überschwemmungen geplagt werden, wie im letzten Jahr.

Am Hellweger Wehr sieht und spürt man wieder die hohe Fließgeschwindigkeit der Wümme. Das hat auch zur Folge, dass  der Fluss sich immer tiefer in den Boden eingräbt und große Mengen an Sand und anderen Sedimenten wegspült. Der Grund des Flusses wird so stellenweise zur „Treibsandwüste“, die alles Leben unter sich begräbt. Diese Fließgeschwindigkeit zu verringern ist eine große und wichtige Aufgabe.

Diese schöne Rastbank wurde von der Rotenburger Flüchtlingshilfe in Kooperation mit den Nordpfaden gebaut und aufgestellt. Schade, meinen letzten Proviant habe ich gerade aufgefuttert. Außerdem muss ich mich sputen, wenn ich noch vor der Dunkelheit in Rotenburg sein will.

Aber es gibt auch immer noch etwas zu sehen und zu fotografieren, wie diese üppigen Moospolster

und natürlich die „Trienenwiese“, gestaltet von Ahauser Künstlern im Rahmen des „Ahauser Herbstes“.

Die Westermoorer Dünen in der Nähe von Unterstedt sind ebenfalls ein Binnendünenrelikt und auch ein Sandmagerrasenbiotop mit bedrohten Tier- und Pflanzenarte. Im Rahmen des Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ kümmern sich Stadt Rotenburg, der Landkreis und verschiedene Naturschutzorganisationen darum dieses Gebiet in seinem jetzigen Zustand zu erhalten.

Immer düsterer wird’s jetzt. Und dann muss ich wegen eines überschwemmten Weges auch noch einen Umweg laufen.

Mit dem letzten Fotografierlicht mache ich am Unterstedter Wehr noch ein letztes Foto von diesem besonderen Fluss.

Spannend war dieser Tag wieder und für mich auch ganz besonders, weil ich mir einiges von dem, was ich in der letzten Zeit erfahren habe, direkt vor Ort anschauen konnte. Wie gut, dass ich mich von dem grauen Wetter heute nicht habe schrecken lassen.

Einen Blick auf einen Wümmezufluß gibt’s aber noch.

Der Rotenburger Stadtstreek ist weihnachtlich beleuchtet und hier habe ich mich mit netten Menschen zum Glühwein verabredet. Richtig gut schmeckt der und zeigt seine Wirkung, nach meinen 30 Tageskilometern, relativ intensiv und relativ schnell.

Leicht angeschickert und ausgesprochen guter Dinge geht’s dann zum Bahnhof und nach Hause. Ein angemessener Abschluss für einen tollen Wandertag.

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Sibylle sagt:

    Herrlich lieber Volker, Deine Wanderung! Ich bewundere Deine Art, doch loszugehen, das gemütliche Wohnzimmer zu verlassen, wenn Du eine Idee umsetzen möchtest, obwohl es wettermäßig nicht lockt . Aber darin liegt immer wieder Deine Belohnung! Wunderschöne Fotos, lieben Dank! Die Trienenwiese ist ja klasse. Der ganze Weg! 30 km. In 5 Tagen addiert kann ich das auch. 😅 Lieber Gruß Sibylle

  2. Erich von Hofe sagt:

    30 Kilometer an einem Tag an der Wümme zu wandern und dabei noch so tolle Fotos zu machen, finde ich toll. Das ist eine super Leistung. Aber ich kenne Deinen Schritt und der ist schnell. Am besten gefällt mir Dein Foto von der Wümmebrücke mit dem reißenden Strom. Danke, dass Du diesen Weg an einem grauen Wintertag auf Dich genommen hast.
    Erich

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