
Ich habe super geschlafen und nach einem Blick aus dem Fenster hält mich nichts mehr drinnen. Schon vor dem Frühstück bin ich an der Elbe. Eine völlig veränderte Szenerie zeigt sich mir. Das Wasser ist fast spiegelglatt und Morgendunst verzaubert die Landschaft.

Zu hören ist nur das Geschnatter der Gänse. Auf dem Wasser sind sie

und auch schon in Schwärmen in der Luft.

Kraniche trompeten irgendwo im Hintergrund und ein erster Kundschafter ist schon losgeschickt worden.


Ich kann mich nicht sattsehen an dieser traumhaften Morgenstimmung. Aber Frühstück ist auch wichtig. Der Rucksack ist dann schnell gepackt und ich bin auf dem Weg, als die Sonne gerade aufgegangen ist.

Was eben noch matt und farblos wirkte, beginnt jetzt zu leuchten.



Es ist wunderbar so in den Tag starten zu dürfen.

Erster Kontakt heute ist dieser noch etwas fröstelig wirkende Reiher.

Dann geht’s auf den Deich, immer mit weitem Blick in die Flussaue,

vorbei an großen Eichen

und kleinen Dörfern, die sich hinter den Deich ducken. Hier in Konau gibt es eine hübsche Tourist-Information.

Ich gönne mir eine heiße Schokolade und

begegne in der Ausstellung meinem ersten und einzigen Elbbiber.


Auf den Äckern und Wiesen wieder Gänse, die sich Fettvorräte für den Winter anfuttern.

Moin!


Ich begreife immer mehr und bekomme hier durch die direkte Anschauung auch immer mehr ein Gefühl dafür, warum die Wiederherstellung der Flussauen so wichtig ist. Hier schnattert und pfeift (Pfeifenten) es vor Leben, der Fluss kann sich natürlich ausbreiten und er wird nicht durch irgendwelche Steinschüttungen in ein unnatürlich enges Flussbett gepresst und damit auch gefährlich hoch aufgestaut.

Einen alten Grenzturm passiere ich hier, bei dem man auch den Metallzaun hat stehen lassen. Geschichte muss sichtbar und greifbar sein, damit man sie wirklich versteht.

In Kolepant ist es diese Pyramide, die an schlimme Zeiten erinnert. Hier stand ein Dorf mit großen, stolzen, traditionsreichen Bauernhöfen oberhalb der Elbe. Zur „Grenzsicherung“ mussten alle Bewohner dieses und anderer benachbarter Dörfer ihre Häuser verlassen und wurden, in Stasi-Manier als Ungeziefer diffamiert, in den Osten Mecklenburgs zwangsumgesiedelt.
Von den neuen Nachbarn wurden sie oft angefeindet, irgendetwas mussten sie ja verbrochen haben, wenn man so mit ihnen umging. Nicht wenige starben an Kummer und Gram.
Die Pyramide besteht aus den Resten der zerstörten Häuser, die bei Deichbauarbeiten wieder auftauchten.

Ich habe auf meinen Wanderungen schon mehrere dieser Dörfer gesehen und bin trotzdem immer wieder erschüttert. Diese Verbrechen erfolgten zu meinen Lebzeiten und nur knappe 3 Autostunden von uns entfernt.
Aber jetzt hat mich das Biosphärenreservat erst einmal wieder.


Pferde grasen friedlich vor den Höhen des Göhrde-Waldes.

Meister Reineke ist in den Wiesen unterwegs


und gewaltige Gänseschwärme lärmen durch die Luft.
Die Flusslandschaft Elbtalauen gehört zu einem globalen Netz von mittlerweile 700 von der UNESCO anerkannten Projekten. Sie dienen dem Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Ressourcen und sollen im Einklang stehen mit einer nachhaltigen Nutzung. Auch dazu sind Menschen fähig. Was für Extreme menschlichen Handelns hier auf so kleinem Raum erkennbar werden.

Ein Blick auf meinen Schuh zeigt wie sehr mich diese Region eingewoben hat.

Anderthalb Stunden bevor für dieses Jahr der reguläre Fährbetrieb eingestellt wird, erreiche ich die kleine Personen – und Fahrradfähre und komme so gerade noch über die Elbe nach Hitzacker. Von hier geht’s dann mit der Bahn wieder zurück.
Das Grüne Band ist mittlerweile vom Bundesland Thüringen auf seinem ganzen ehemaligen Grenzverlauf von 700 km als Nationales Naturmonument unter Schutz gestellt worden. Mecklenburg-Vorpommern ist kurz davor mit seinen 400 km Grenzverlauf nachzuziehen.
Nachrichten, die Hoffnung machen und über die, finde ich, viel zu wenig berichtet wird.
Ich fahre jedenfalls mit vielen besonderen Naturerlebnissen und auch viel Stoff zum Nachdenken im Gepäck wieder nach Hause.
Moin Volker, hab noch gestern schon auf Deinen heutigen Ausflug gefreut. Der Riesenmond erinnerte mich an Dich. Deine Erlebnisse sind zauberhaft und perfekt mitzuerleben. Deine Art zu schreiben wenn Genuss. Wäre das nicht vielleicht etwas für die Zeitung? So als Serie? 😊 Komm gut nachhause !!
Ich habe deine Reise auf dem Grünen Band jetzt aus Tönning von der Eider Halbinsel gelesen. Toll. Ich finde,
Über deine Wanderung könntest du ein Buch schreiben. Schick doch einfach mal ein paar Ausgaben an Verlage.
Bis bald
Erich