Manchmal beginnt das Entdecken und Staunen schon im eigenen Garten.
Hier habe ich einen prächtigen Schwalbenschwanz entdeckt, der sich auf unserem Sommerflieder niedergelassen hat und sogar wartet, bis ich die Kamera geholt habe.
Ich glaube, dass die Fähigkeit zum kindlichen Entdecken und Staunen in jedem von uns steckt und von mir weiß ich, dass sie ganz schnell geweckt wird, sobald ich auch nur den kleinsten Ausflug in die Natur unternehme.
Heute morgen treffe ich schon, nach nicht mehr als 500 Metern, an der ersten Wümmebrücke auf diese hübsche Libelle. Geduldig muss man sein, wenn man diese flinken Flatterwesen fotografieren will. Oft sind sie schon weg, wenn man meint sie gerade recht ins Bild gerückt zu haben.
Es müssen nicht immer Büffel oder Antilopen sein, auch glückliche Kühe, auf der Weide, unter einer schattenspenden Erle, können einen erfreulichen Anblick ausmachen.
Kommt dann noch ein Silberreiher dazu, fühlt man sich schon einmal in die Camargue oder das Donaudelta versetzt.
Aber auch unsere Landschaft ist geprägt vom Wasser. In diesem Jahr führt die Wümme ordentlich Wasser und ich bin gern hier, weil ich weiß, dass sich der Blick auf den ruhig dahin fließenden Fluss ganz wohltuend auf meine seelische Befindlichkeit auswirkt.
Nur eine kleine Bewegung hatte ich aus den Augenwinkeln wahrgenommen und mithilfe des Teleobjektivs bestätigt sich meine Vermutung. Drei Rebhühner sonnen sich in einer Treckerspur. Europaweit haben sich die Bestände dieses kleinen Hühnervogels über 90 Prozent verringert. Die Intensivierung der Landwirtschaft lässt ihnen kaum noch Raum zum Leben.
Früher war er ein „Allerweltsvogel“, heute steht er auf der „Roten Liste“, wie andere Bodenbrüter, etwa Kiebitz oder Brachvogel. Gleich eine kleine Gruppe von ihnen hier zu sehen, freut mich sehr.
Der Blutweiderich, der gern auf feuchten Standorten zu finden ist, gehört zu meinen Lieblingspflanzen und offensichtlich mag ihn auch der Kohlweißling.
Meine Erfahrung ist, dass man sich Wildtieren besser und weiter nähern kann, wenn man innerlich entspannt und ruhig ist. Das scheint hier gerade zu funktionieren. Ohne Teleobjektiv komme ich an diesen Schmetterling bis auf weniger als 20 cm heran.
Manchmal gibt es interessante Zufälle, oder ist es gar kein Zufall? Nach diesen vormittäglichen Gedanken und dieser vormittäglichen Fahrradtour erstehe ich auf dem Flohmarkt in Fischerhude ein kleines Büchlein, „Natur“, von dem amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson. Ich schlage es auf und finde folgende Sätze: “ Die Sonne bescheint nur das Auge des Mannes, aber in das Auge und das Herz des Kindes scheint sie hinein. Derjenige ist ein Naturliebhaber, dessen innere und äußere Sinne noch wahrhaft übereinstimmen; wer sich den Geist der Kindheit noch bis hinein in die Jahre des Mannesalters erhalten hat.“ (geschrieben 1833, heute würde man „Erwachsener“, statt der einseitigen Form „Mann“ verwenden). Fast 200 Jahre sind diese Sätze alt und für mich haben sie nichts an Bedeutung verloren.
Nach einer Schreibpause und zwei Kugeln vom leckersten Eis der Welt (Insider wissen Bescheid) starte ich zu meiner zweiten Fahrradtour.
Im Moor blüht die Heide.
Nach einer prächtigen Wollgrasblüte im Mai diesen Jahres, zeigt sich jetzt, dass auch die Heide sehr von den Niederschlägen dieses Jahres profitiert hat. Und dieses Wasser bleibt und fließt nicht ab. Renaturierung, Wasserrückhaltung und regelmäßiges Entkusseln wirken sich sichtbar positiv aus.
Es summt und brummt zwischen den Heideblüten und mit ganz viel Ruhe und Geduld kann ich diese Honigbiene bei ihrer Arbeit fotografieren.
Wunderschön ist es hier draußen und ich komme sogar noch ins Gespräch mit einem Spaziergänger, der sich in Bremen mit einer kleinen Initiative für die Entsiegelung und Bepflanzung kleiner Flächen „Tiny-Forests“ einsetzt. Wir werden immer mehr!
Schön zu sehen, wie sich die Torfmoose auf dem Wasser des alten Torfstichs ausbreiten. Sie bilden den Torf und sie sind die Pflanzen, die CO2 aus der Luft ziehen, binden und versiegeln. So wollen wir es haben!
Langsam wird es jetzt Abend im Moor.
Der Große Buntspecht ist einer der letzten Aktiven.
Es wird windstill und das Wasser in diesem alten Torfstich ist spiegelglatt.
Zeit aufzubrechen und nach Hause zu fahren.
Zeit in meinem kleinen Wildnisofen ein kleines Feuer zu entzünden und den Tag mit einem kühlen Bier abzuschließen.
Wenn da nicht noch die Perseiden wären. Nachdem sich der Mond in diesem schönen Orangeton langsam hinter den Horizont bewegt hat und es damit ganz dunkel geworden ist, kann ich von den Wiesen aus sogar noch 7 Sternschnuppen aus diesem Meteorstrom beobachten. Ihren Namen haben sie vom Sternbild Perseus, jetzt im August im Nordosten zu sehen, nahe dem Sternbild Kassiopeia.
So viel Schönes und so viel Spannendes habe ich erleben und erfahren dürfen und war zu keinem Zeitpunkt mehr als 3 Kilometer von unserem Haus entfernt.
Lieber Volker, Deine Worte und Erklärungen und die zauberhaften Fotos dazu berühren mich zutiefst. Dankeschön für’s Mitnehmen in unser wunderschönes Zuhause der Natur. Liebe Grüße Sibylle
Moin Volker, einfach wieder fantastico die Bilder und deine Anmerkungen bzw. Erklärungen dazu. Die Brücke am Wümme-Mittelarm ist einer unser Lieblingsruhe- bzw. Pausenplätze bei unseren frühabendlichen Radausflügen umzu. Übrigens sind dieses Jahr nach unserem Eindruck gerade dort in der näheren Umgebung zahlreiche Libellen(-arten) unterwegs. Auffällig in diesem Jahr auch die zahlreichen Kohlweißlinge (leider offenbar weniger Admiräle und Pfauenaugen). Und den wunderschönen Schwalbenschwanz habe ich lange nicht mehr gesehen. Danke für Deinen „Warum in die Ferne schweifen…“- Beitrag.
Lieber Volker, ich bin immrer wieder beeindruckt von deinen schönen Fotos und deinen Anmerkungen dazu. Für mich ist es heute ein wunderbarer Ausklang des Tages. Und das alles gibt es in unserer unmittelbaren Umgebung zu entdecken.
Herzliche Grüße
Erich