Frühlingsanfang

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Der Frühlingsanfang fällt dieses Jahr auf den 20. März. Der Abend vorher ist mild und windstill und als ich mit dem Fahrrad durch die Wiesen fahre begegne ich mehreren Kiebitzen. Es ist eine große Freude für mich diese schönen Vögel bei ihren rasanten Balzflügen mit waghalsigen Flugkapriolen zu beobachten.

Ich hoffe sehr, dass es gelingt wieder Lebensräume für diese fast verschwundenen Wiesenvögel zu schaffen. Feuchte, extensiv genutzte Wiesen benötigen sie, mit proteinreicher Insektennahrung für ihre Küken und einer Mahd, die so spät erfolgt, dass die Jungen groß genug sind um fliehen zu können.

Ein richtiger Hingucker ist diese Löffelente mit dem auffällig großen, löffelartigen Schnabel.

Das tollste heute Abend ist aber dieser fast märchenhaft anmutende Sonnenuntergang. Wanderschuhe und Kamera lassen mir jetzt keine Wahl. Es muss wieder losgehen.

Jetzt ist Frühling, die Tage sind wieder länger und vor Sonnenaufgang in der Heide sein zu wollen, bedeutet um 4.30 Uhr aufstehen zu müssen.

Ich mag diese Zeit zwischen Nacht und Tag ganz besonders. Niemand außer mir ist unterwegs, menschengemachte Geräusche fehlen fast völlig. Erste Vögel singen und hier sind es besonders die Heidelerchen mit ihrem „dudelnden“ Gesang, die mir das Herz erwärmen.

Für die weitere Erwärmung von Körper und Geist habe ich heißen Kaffee und belegte Brötchen dabei. Herrlich, bei diesem Blick auf den Sonnenaufgang

und die Weite der Heidelandschaft.

Diesen Baum möchte ich heute Morgen besuchen. Eine 350 Jahre alte Buche. Auf einer Wanderung hatte ich einen Bauern aus dem nächsten Dorf getroffen. Er zeigte mir diesen Baum, den ich vom Weg aus immer für einen ganzen Buchenwald gehalten hatte.

Jetzt ist er unbelaubt, so dass man seine ganzen Ausmaße am Besten erkennen kann.

4 Männer mit ausgestreckten Armen benötigt man, um den Stamm zu umfassen. Ich schreite die Kronenweite ab und komme auf 32 x  22 Meter. 700 qm werden also von diesem einzelnen Baum im Sommer beschattet. Als er sein Wachstum begann, war der 30 jährige Krieg gerade 25 Jahre vorbei, in Frankreich regierte der „Sonnenkönig“ und in der Kunst sprach man von der Epoche des Hochbarock. Was hat dieser Baum schon alles erlebt?

Mein vorrangiges Ziel heute soll aber das Pietzmoor bei Schneverdingen sein, die größte zusammenhängende Moorfläche der Lüneburger Heide. Noch bis in die 60er Jahre hinein wurde hier Torf abgebaut.

Das ganze Gebiet würde aufwändig renaturiert, steht unter Schutz

und kann über einen 6 km langen Rundweg erwandert werden. Mehr als die Hälfte davon verlaufen über diesen spannenden Bohlensteg.

Unerwartete Aussichten erlebt man hier.

Einen Moorfrosch treffe ich, noch braun und noch nicht in der typischen Färbung der Laichzeit.

Dieses Kanadaganspaar, sehr dekorativ anzuschauen, scheint hier brüten wollen.

Und hier geht ein großer Wunsch von mir in Erfüllung. Eine prächtige Kreuzotter liegt direkt neben dem Weg. Sie ist wechselwarm, d.h. sie muss sich in der Sonne aufwärmen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Es ist Jahrzehnte her, dass ich diese Schlange das letzte Mal in freier Natur gesehen habe.

Als ich ca. eine halbe Stunde später auf dem gleichen Weg zurück komme, ist sie agiler geworden und der Kopf beginnt sich hin und her zu bewegen. Ein wunderschönes Tier, das bei uns leider auch schon als „stark gefährdet“ gilt. Freunde hatten mir berichtet, dass man ihr hier begegnen kann und es hat geklappt.

Und jetzt bin ich gespannt, ob es auch mit den laichenden Moorfröschen klappt. Die Laichzeit beginnt Mitte März, gern haben sie warmen Sonnenschein und dann sind die Männchen für ein paar Tage herrlich blau gefärbt.

Eine Gruppe von Menschen mit Teleobjektiven macht mich neugierig und da sind sie. 4 Männchen um einen großen Laichballen herum.

Ca. 15 Tiere kann ich erkennen und das Teleobjektiv zaubert sie herrlich nahe heran. Da das Licht halb von vorn kommt, ist die Blaufärbung leider nicht so schön erkennbar.

Aber ein schmucker Kerl ist er trotzdem.

Vor den Dürrejahren habe ich hier noch hunderte von ihnen erlebt. Im Pietzmoor sind jetzt weitere Flächen vernässt worden und ich hoffe das kann dazu beitragen, dass sich die Bestände wieder erholen.

Ein schöner Wandermorgen war das wieder. Es gibt immer etwas spannendes zu sehen und zu erleben hier in der Heide. Ich hole mir hier, glaube ich, auch immer ein kleines Stück „heile Welt“, ein kleines Stück Durchatmen in diesen turbulenten Zeiten. Und das funktioniert eigentlich immer.

3 Kommentare auch kommentieren

  1. Erich von Hofe sagt:

    Kiebitz, Kreuzotter und Moorfrosch hast du wunderbar abgelichtet. Es ist wieder eine Augenweide dich auf deinen Wanderungen mit deinen Kommentaren zu begleiten. Danke für den Vorgschmack auf unseren fünftägigen Aufenthalt in Schneverdingen noch in diesem Jahr. Dann werden wir einen Tag mit einem Schäfer und seiner Schafherde in der Lüneburger Heide verbringen.
    Dein Freund Erich

  2. Irene sagt:

    Zur Sonntagmorgeneinstimmung wäre ich lieber dabei gewesen als du diesen Frühlingsmorgen im Moor erwandert hast, aber erinnert zu werden, wie besonders es vor Sonnenaufgang ist und deine schönen Bilder anzusehen macht auch froh, dass wir NOCH Orte haben die wir schützen können!
    Und an denen wir Dankbarkeit fühlen Teil dieser Natur sein zu dürfen.
    Deine Freundin Irene

  3. Klaus Richter sagt:

    Wenn vermutlich viele schon oder noch schlafen, machst Du Dich auf , um unsere und sicherlich auch Deine Seele mit schönen bildlichen Impressionen aus der meist nahe gelegenen belebten Natur und Deinen passenden kenntnisreichen Kommentaren dazu zu verwöhnen. Das tut gut und man freut sich schon auf den nächsten „Reisebericht“. Danke Dir Volker und herzliche Grüße Klaus

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